Monday, October 12, 2009

Tranzit

Ein glatzköpfiges Prachtexemplar eines serbischen Blutschinken in Khaki-Uniform empfängt uns herzlich an der Grenze zum Transitstaat. Nachdem er einen miesgelaunten Blick auf unsere zerfledderten Reisepässe geworfen hat, öffnet der 150-Kilo-Brocken jede Tür unseres Highway Tigers, sieht sich misstrauisch im aufreizenden Tourbus-Chaos um und grunzt etwas Unverständliches in die Runde. Zufriedenes, zustimmendes Nicken und ein Kauderwelsch aus internationalen Begrüßungsfloskeln besänftigen seinen schnüffeltrieb aber sogleich. An diesem späten Sonntagabend hat er wohl genauso wenig Lust auf eine Razzia wie wir. Nachdem auch die Zollformalitäten überraschend schnell bewältigt sind, geht's auf in unser nobles 10€ Motel Mandic mit Tischtennisplatte im edel gefliesten Foyer. Endlich äölkjhzgfdsa. Schon vor Mitternacht gibt die Band außer gleichmäßig auf-und abschwellendem Schnarchen kaum noch Laute von sich.






Am nächsten Morgen geht's nach 23 Mini-Kaffees am Tresen des Motel-Grills früh wieder auf die Autobahn. Nur wenige Kilometer hinter der Mautstation kommt allerdings eine Polizeisperre und wir dürfen uns die nächsten 100 Kilometer des Landes gemütlich von den huckeligen Landstraßen aus ansehen. Deswegen heißen die ja wohl auch so. Abgeernete Maisfelder säumen die geflickte Piste links und rechts. Goldbraun gebraten vom nun überstandenen trockenen Sommer liegen sie in der Sonne, die sich durch die leichte Wolkendecke drängt und mit nachlassender Kraft die Erde wärmt - fehlt nur noch die Butter darauf.
Nach einer kurzen und fleischhaltigen Rast überqueren wir zum wiederholten Male die Donau und erreichen das nächste Etappenziel: Belgrad. Moloch. Fantasievolle Stahlbetonbauten und tausendfache Eigenheime ziehen sich kilometerlang durch die sanfte Hügellandschaft des beginnenden Balkans. Relativ schnell und mit nur einem U-Turn kommen wir wieder auf die Autobahn und zur nächsten Mautstation, mal sehen, wie weit wir es diesmal schaffen.
Bis Skopje sind es noch ein paarhundert Kilometer inklusive einer weiteren unangenehmen Staatsgrenze und um sechs sollen wir im Club sein. Also Christopf: Nun aber rasch!

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